Kindersicherheit im Fokus

Kindersicherheit ist wichtig
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In der Bundesrepublik Deutschland verunglücken jährlich mehr als zwei Millionen Kinder bei Unfällen, die so schwerwiegend sind, dass sie einer ärztlichen Behandlung bedürfen. 890.000 (42 %) der Kinderunfälle ereignen sich im Heim- und Freizeitbereich. Die Häufigkeit von tödlichen Unfällen bei Kindern liegt bei etwa 1000 pro Jahr, wobei über 50 % des gesamten letalen Unfallgeschehens auf das Vorschulalter entfallen.

70 % aller tödlichen Unfälle in diesem Alter ereignen sich in Heim und Freizeit. Kinder im Vorschulalter sind damit die durch Unfälle in Heim und Freizeit mit Abstand am meisten gefährdete Gruppe. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommen auf ein tödlich verletztes Kind ca. zwei Kinder, die sich so schwer verletzen, dass ein Leben lang Behinderungen bestehen bleiben. Im Gegensatz zu Kinderunfällen in Heim und Freizeit spielt der Straßenverkehrsunfall dem Umfang nach nur eine geringe Rolle, sein Anteil beträgt ca. 12 % des gesamten Unfallgeschehens. Betrachtet man allerdings die Unfallfolgen, so entfallen je nach Altersgruppe zwischen 30 % und 40 % der Unfälle mit tödlichem Ausgang auf Verkehrsunfälle.

Unfallfolgen

Betrachtet man die Unfallfolgen, dann sind die häufigsten Unfälle nicht diejenigen mit tödlichen Ausgang, sondern mit leichten bis schweren Verletzungen (Schädel-Hirn-Trauma, Frakturen und thermische Verletzungen). Die bedeutendsten Heim- und Freizeitunfälle mit tödlichem Ausgang sind Ersticken und Ertrinken: Allein im Vorschulalter ertrinken pro Jahr in Deutschland etwa 100 Kinder. Das sind etwa ein Fünftel aller Ertrunkenen der Gesamtbevölkerung überhaupt.

Kinderunfälle sind vermeidbar

Experten gehen davon aus, dass bis zu 60 % der Kinderunfälle durch vorbeugende Maßnahmen vermieden werden können, so zum Beispiel durch mehr Aufsicht und bessere technische Sicherungen. Kleinere Kinder können zudem durch eine sichere Umgebung, zum Beispiel sichere Treppen, keine glatten Böden in der Wohnung und keine Teiche im Garten, geschützt werden.

Um die vielen Kinderunfälle zu reduzieren, sind Eltern und Betreuungspersonen über die Gefahrenquellen für Kinder noch besser zu informieren. Solange das Kind klein ist, tragen sie die volle Verantwortung und sollten durch sicherheitsbewusstes Verhalten und Schutzvorkehrungen in der Umgebung des Kindes für Sicherheit sorgen.

Größer werdende Kinder sollten dann außerdem zu vorsichtigem Verhalten angeleitet werden. Zusätzlich sollte der Sinn von Schutzausrüstungen bei Freizeitaktivitäten, wie Rad fahren und Skaten, klargemacht werden. Eltern müssen sich ihrer Vorbildfunktion für ihre Kinder bewusst sein und auf den Gebrauch von Schutzausrüstungen achten. Aber auch die Politik ist gefragt: mit gesetzlichen Regelungen zur Verbesserung der Sicherheit und adäquaten Bewegungs- und Spielangeboten für Kinder. Ein kindgerechtes, sicheres Umfeld und kinderfreundliche Lebensbedingungen tragen zur Stärkung, zum Schutz und zur Gesundheit von Kindern bei.

Sicherheitstipps:

  • Beaufsichtigen: Kleinkinder beim Wickeln und in der Badewanne nie unbeobachtet lassen. Kleinkinder auf dem Spielplatz und am Wasser immer beaufsichtigen.
  • Verhaltensweisen üben: Umgang mit gefährlichen Gegenständen, z. B. Schere, Messer. Frühzeitig Schwimmen lernen (Gut zu wissen: Ein Schwimmkurs bzw. Aqua Fitness Kurs ist sogar umsatzsteuerfrei!). Erst Roller fahren, dann Rad fahren lernen. Verhalten im Straßenverkehr einüben – das Kind als Fußgänger und das Kind als Radfahrer.
  • Ein sicheres Umfeld schaffen: kleine Gegenstände vom Säugling / Kleinkind fernhalten, z. B. Nüsse, Perlen, Knopfbatterien. Auf Lauflernhilfen / Türhopser verzichten, Treppen durch Schutzgitter sichern. Etagenbetten mit hohen Seitenwänden wählen, Kindersicherung für Steckdosen anbringen. Den Herd mit Schutzgitter sichern, hintere Herdplatten verwenden. Pfannenstiel immer nach hinten drehen. Medikamente, Haushaltsreiniger, Pflanzenschutzmittel und Düngemittel kindersicher aufbewahren, ebenso Alkohol, Rauchwaren, Streichhölzer und Feuerzeuge. Plastiktüten für Kinder unzugänglich aufbewahren und scharfe Gegenstände (Messer, Gartengeräte, Werkzeug etc.) immer wegräumen.
  • Schutz im Verkehr und beim Sport: Schutzausrüstung beim Sport tragen – Helm, Knie-, Arm-, Handgelenkschutz und ggf. Schwimmweste tragen. Im Auto dem Alter entsprechende Kinderrückhaltesysteme verwenden; Sitze durch Gurte fixieren.

Werden diese Grundregeln beachtet, ist schon viel für die Kindersicherheit getan. Je mehr davon umgesetzt bzw. in den Alltag integriert wird, desto sicherer lebt das Kind sowohl im Haushalt als auch draußen.